Was ist denn ‘Do’?

Wer sich einmal entfernt mit asiatischem Kampfsport auseinandergesetzt hat, dem ist gewiß das ominöse Wort ‘Do’ über den Weg gelaufen. ‘Do’ ist wichtig, ‘Do’ unterscheidet einen Kampfsportler von einem Schläger etc. etc….

Aber was bedeutet dieses ‘Do’ eigentlich?

Wir sind weder willens noch kompetent, diese Frage allgemeingültig zu beantworten, aber mit den Jahren hat sich für uns eine Definition dieses Begriffes herauskristallisiert.

Wörtlich übersetzt heißt ‘Do’ Weg, und wie bei allen einfachen Worten steckt außerordentlich viel dahinter, wenn man länger darüber nachdenkt. Wenn ich einen Weg beschreite, heißt das, ich bewege mich von Punkt A nach Punkt B. Abstrahiert bedeutet das, ich entwickele mich, ich fange an einem Punkt an und komme durch ständige Veränderung zu einem anderen. Und dann wieder anderswohin. Mit ein bißchen Pech verlaufe ich mich, gehe einen Umweg, gerate in eine Sackgasse oder bleibe einfach stehen, weil ich Blasen an den Füßen habe. Vielleicht kommt jemand und hilft mir aus der Sackgasse hinaus. Oder ich habe irgendwann die Nase voll und will mein ganzes Leben lang weder von ‘Weg’ noch von ‘Do’ mehr etwas hören. ‘Weg’ bedeutet ebenfalls, daß man niemals ankommt, sonst hieße es ja ‘Ziel’. Auf das Taekwondo bezogen bedeutet das, daß ich als Blaugurt nicht derselbe Mensch bin, wie als Weißgurt, und als Schwarzgurt sieht die Sache wieder ganz anders aus. Und wenn ich das Gefühl habe, daß ich im Training überhaupt nicht mehr von der Stelle komme, laufe ich vielleicht gerade einen Umweg oder stehe in einer Sackgasse und muß mich umdrehen und nach der richtigen Abzweigung suchen.

Um die Verwirrung komplett zu machen, spricht man dann auch noch gelegentlich vom inneren und vom äußeren Do.

Beispiel: Es gibt im Kampfsport gewisse Umgangsformen, die allgemein mit ‘Do’ assoziiert werden. Dazu gehört, daß zwei Partner sich voreinander verbeugen, daß man sich während der Trainingszeit und auch außerhalb mit Höflichkeit begegnet, daß der Taekwondoanzug nicht aussieht, als hätte man sich gerade im Schlamm gewälzt und Ähnliches. Wenn ich mich nun aber nur verbeuge, weil es von mir erwartet wird und meinem Partner, den ich sowieso nicht sonderlich gut leiden kann, innerlich einen Vogel zeige, so ist das äußeres ‘Do’. Ich zeige nach außen eine Verhaltensweise, die von mir erwartet wird und hoffe, mich ohne weiteren Aufwand durchzuwursteln. Wenn ich den Respekt vor meinem Partner, den ich mit der Verbeugung ja ausdrücken soll, auch wirklich spüre, dann ist das inneres ‘Do’. Das innere Do kann niemand messen und niemand von außen wirklich beurteilen, aber ganz tief innen spürt man meistens, was richtig und was falsch ist. Weniger akademisch ausgedrückt heißt das: Höre auf dein Herz und tu’ was richtig ist, auch wenn es unbequem ist. Versuch’ es wenigstens. Oder versuch’ es hin und wieder. Vielleicht alle zwei Wochen einmal. Und danach einmal pro Woche. Schließlich heißt ‘Do’ ja Weg.